Der Spitzwegerich gehört zur Familie der Wegerichgewächse und ist, wie auch der Breitwegerich, weit verbreitet und fast jeder kennt ihn. Aus der Familie der Wegeriche gibt es sehr viele Arten (lt. meinen Recherchen etwas über 200), die beiden sind uns allerdings am geläufigsten.
Die Namen Plantago lanceolata (Spitzwegerich) und Plantago major (Breitwegerich) erklären auf besonders schöne Weise den Wert des Heilkrautes.
Die Endung 'rich' lässt sich aus dem altdeutschen Wort 'rih' ableiten und bedeutet König. Man kennt aus alter Überlieferung für die Wegeriche auch die Bezeichnung "König der Wege". Die Artbeschreibung "lanceolata" beim Spitzwegerich beschreibt die Form des spitzen Blattes, das einer Lanze ähnelt. Auch hier sind wir wieder bei der symbolischen Erklärung der Herrscher.
In diesem Beitrag werde ich mich mit dem Spitzwegerich beschäftigen, da ihm die meisten Heilwirkungen zugeschrieben werden. Sie lassen sich bis in die Steinzeit zurückverfolgen. Bekanntes "Altes Wissen" ist verfügbar z. B. von Hildegard von Bingen, Pfarrer Künzle, Maria Treben oder Pfarrer Kneipp.
Steckbrief Spitzwegerich
Spitzwegerich erkennen
Spitzwegerich ist sehr unkompliziert, was den Standort betrifft. Er bevorzugt sonnige bis halbschattige und nicht zu nasse Böden, ist allerdings sehr tolerant. Man findet ihn eigentlich überall in der Natur, egal ob Wiesen, Wälder, Wegränder oder Kiesböden.
Die langen, spitzen, lanzettenförmigen Blätter des Spitzwegerichs können bis zu 30 cm Länge erreichen und sind rosettenartig angeordnet. Auffällig an den Blättern sind die parallel laufenden, längsgerichteten Blattnerven. Das Blatt selber ist an der Oberfläche ganz leicht behaart und am Rand glatt. Ab Mitte / Ende Mai zeigen sich die kleinen, eher unscheinbaren Blüten auf straff aufrechten Stängeln. Die Stängel sind glatt und ohne Blätter, sie können bis zu 40 cm lang werden. Die weißen Blüten sind an kurzen kugeligen bis spitzkegeligen Ähren angeordnet. Fast wirkt es wie eine kleine weiße Krone (wo wir wieder beim König wären :-)). Die Blüten sind ohne Nektar, also auf Windbestäubung angewiesen.
Der Wurzelstock des Spitzwegerichs ist sehr ausdauernd und hat zahlreiche Faserwurzeln.
Spitzwegerich Inhaltsstoffe
Der Spitzwegerich besitzt eine sehr gelungene Kombination an wertvollen Inhaltsstoffen, die vor allem auf die Bronchien wirken. Der Sirup aus Spitzwegerich wird deshalb gerne als Hustensaft bezeichnet.
Was ist nun drin im Spitzwegerich:
Schleimstoffe
Gerbstoffe
Flavone
Aucubin
Mineralstoffe (Kieselsäure, Eisen, Kalium, Zink)
Phenylethanoide
Chlorogensäure
Vitamine; A, C, K
Diese Inhaltsstoffe der Heilkräuter sind von der Natur perfekt aufeinander abgestimmt. In der Frischpflanze sind sie in ihrem vollem Umfang enthalten, in getrocknetem Zustand reduzieren sie sich je nach Art.
Spitzwegerich Anwendungsbereiche
Erkältung / Husten
Wie schon erwähnt, gehört der Spitzwegerich zu den heimischen Heilkräutern, welche vor allem während einer Erkältung angewendet werden.
Bei Husten, Reizhusten, Heiserkeit, auch bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut ist Spitzwegerich ein Wildkraut der ersten Wahl. Die darin enthaltenen Schleimstoffe wirken reizmildernd und überziehen die angegriffenen Schleimhäute der Atemwege mit einer einhüllenden Schutzschicht. So sind die gereizten und entzündeten Stellen vor weiteren Angriffen von außen geschützt, verhindern auch den weiteren Hustenreiz und lassen eine Entzündung schneller abklingen.
Gerbstoffe gelten als zusammenziehend und wundheilend. Sie entziehen den Bakterien auf den Schleimhäuten die Nährstoffe und unterstützen so die Heilung der gereizten Regionen des Atemtrakts. Auch Zink kommt im Spitzwegerich vor, dieses ist ebenso bekannt für die Unterstützung der Wundheilung. Kieselsäure hat eine festigende Eigenschaft, davon profitiert das gesamte Bindegewebe (auch Lungengewebe), unterstütz somit ein gesundes Immunsystem.
Aucubin gilt als natürliches Antibiotikum, welches in der Frischpflanze des Spitzwegerichs vorkommt. Die Heilpflanze schützt sich so selbst vor Befall von Krankheitserregern und schlechten Bakterien.
Spitzwegerich ist auch für Kinder sehr gut geeignet. Es sind keine Nebenwirkungen und Wechselwirkungen bekannt.
Am Besten ist jedoch, die frischen Wildkräuter so oft es geht in die Ernährung zu integrieren. Nach dem Motto "Vorsorge ist besser als heilen".
Spitzwegerich macht sich sehr gut als Beigabe in einen Salat oder im Smoothie. Ein paar Blätter, regelmäßig verzehrt, reichen aus, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen.
Wundheilung
Kennst du den Spitzwegerich auch aus deiner Kindheit als sogenanntes Notpflaster?
Ein Blatt vom Spitzwegerich leicht reiben und direkt auf eine Wunde auflegen dient als natürliches Pflaster. Bei Schwellungen, Insektenstichen, kleinen Schnittwunden, auch zur Reinigung von Wunden wurde und wird auch heute noch der Spitzwegerich verwendet.
Bei Zahnfleischentzündungen oder entzündeter Mundschleimhaut kann der Frischsaft vermengt mit Honig direkt aufgetragen werden.
Pfarrer Künzle wurde einst gefragt, ob durch die Behandlung mit Spitzwegerich nicht die Gefahr einer Blutvergiftung bestehe. Er antwortete darauf:
"Das kennt der Spitzwegerich nicht. Ein solcher Verband ist der erste, aber manchmal der beste Notverband, denn die Heilung solcher Wunden geht rasch vor sich. Wie mit Goldfäden näht der Wegerichsaft den klaffenden Riss".
Insektenstich
Bei Insektenstiche funktioniert auch das "Notfallpflaster". Schwellungen, Juckreiz und Entzündungen können gelindert oder vorgebeugt werden.
Kommission E - Spitzwegerich
Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 30.11.1985., Heftnummer: 223., ATC-Code: R07AX.
Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
Arzneiname:
Plantaginis lanceolatae herba (Spitzwegerichkraut)
Bestandteile des Arzneimittels:
Spitzwegerichkraut, bestehend aus den zur Blütezeit geernteten frischen oder getrockneten oberirdischen Teilen von Plantageo lanceolata sowie deren Zubereitung in wirksamen Dosierungen.
Spitzwegerichkraut enthält Schleimstoffe, Iridoidglykoside wie Aucubin und Catalpol, Gerbstoffe.
Anwendung innerlich:
Katharre der Luftwege; entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut
Anwendung äußerlich:
Entzündliche Veränderungen auf der Haut.
Gegenanzeigen
keine bekannt
Nebenwirkungen
keine bekannt
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
keine bekannt
Dosierung
soweit nicht anders verordnet: mittlere Tagesdosis: 3 - 6 Gramm Blätter
Art der Anwendung
zerkleinerte Droge sowie andere Zubereitungen für innere und äußere Anwendung
Wirkungen
reizmildernd, antibakteriell, adstringierend
Spitzwegerich - Lagerung, Zubereitung, Konservierung
Frisches Wildkraut, sofort verzehren
Spitzwegerich gehört zu den Wildkräutern, die die einige Monate im Jahr frisch zur Verfügung stehen. Du solltest die frischen Blätter wenn möglich von Mai bis September in deine Ernährung integrieren.
Hie ein paar Vorschläge:
in den Salat
in den Smoothie
Kräuterquark
Kräuterbutter
zu allen Gerichten, die mit frischen Kräutern gewürzt werden
als Beigabe in Wildkräuterspinat
und - ganz bekannt, Spitzwegerich ist Bestandteil der 9-Kräuter-Suppe
Um die Wirkstoffe des Heilkrautes zu konservieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Tinktur
Sirup (verschiedene Rezepte)
Heilöl
Blätter trocknen
Rezepte dazu findest du in der Kategorie Rezepte Kulinarik / Kosmetik
Spitzwegerich Blätter trocknen
Hier ist besondere Sorgfalt notwendig. Die enthaltenen Schleimstoffe neigen dazu, Schimmel anzusetzen. So solltest du vorgehen:
nur einwandfreie Blätter ernten (Mai bis September)
einzeln auf ein geeignetes Sieb oder Tuch aufrichten
luftig und trocken, nicht in die Sonne stellen
Verfärben sich die Blätter braun oder schwarz, sind sie leider wertlos. Ich muss dazu sagen, dass dies leicht passieren kann. Dafür ist u. a. das Aucubin verantwortlich; es reagiert sehr empfindlich auf Luftfeuchtigkeit. Deshalb ist der Verbrauch von Frischpflanzen zu bevorzugen.
Ich besorge mir gerne getrocknetes Kraut aus der Apotheke, hier kann ich mir sicher sein, gute Qualität zu erhalten.
Disclaimer:
Ich distanziere mich von jeglichen Heilaussagen oder Heilwirkungen. Alle Aussagen, die hier getroffen wurden, dienen der allgemeinen Information zur Pflanze. Die genannten Aussagen beruhen auf Erfahrungen und Überlieferungen. Ein Heilversprechen zu geben, ist nicht gewollt und wäre auch nicht seriös. Es ist mir ein Anliegen, aufzuzeigen, in welcher Art und Weise man die vorgestellten Pflanzen in die Ernährung integrieren kann. Es wird keine Empfehlung zur Behandlung von Krankheiten gegeben. Bitte in jedem Krankheitsfall einen Arzt aufsuchen.
Comments