Der Ackerschachtelhalm - oder auch Zinnkraut genannt, ist eine Pflanze aus uralten Zeiten. Vor ca. 350 Mio. Jahren bedeckten ganze Schachtelhalmwälder die Erde. Damals war unser jetziger Schachtelhalm ein Baum mit einer Größe von bis zu 30 Metern. Die Urwälder zogen sich zurück und aus dem damaligen riesigen Baum blieb der Ackerschachtelhalm - ein Relikt aus der Zeit, wo es noch Dinosaurier gab :)
Weißt du, woher der Name Zinnkraut stammt?
Der Ackerschachtelhalm ist in seiner Beschaffenheit ziemlich drahtig und rau. Das wird durch den hohen Kieselsäuregehalt bewirkt. Diese Eigenschaft machten sich früher die Mägde zu Nutze, als sie das Zinngeschirr polieren mussten. Sie nahmen kurzerhand dieses borstige Kraut als Polierhilfe, da es wie ein Schleifpapier wirkte und nannten es deshalb Zinnkraut.
Steckbrief des Ackerschachtelhalms
Ackerschachtelhalm erkennen
Die Wuchsform des Ackerschachtelhalms erinnert auch heute noch an die eines Baumes. Irgendwie sieht er aus, wie ein kleines Tannenbäumchen.
Du sollst den Ackerschachtelhalm eindeutig benennen können, da er leicht mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm zu verwechseln ist.
Hier die sichersten Merkmale:
Der Stängel bildet eine eindeutig längere Spitze
An der Spitze befinden sich keine sog. braunen Zapfen
Die Beschaffenheit des Ackerschachtelhalms ist drahtig, fest, rau (der Sumpfschachtelhalm fühlt sich weich an und ist biegsamer)
Um den mittleren Schaft, also den Stängel, bilden sich kranzförmig die Seitentriebe. Diese sind in einzelne Glieder geteilt. Das eindeutigste Erkennungszeichen des Ackerschachtelhalms ist, dass das erste Glied des Seitentriebes länger als das Glied im Stängel ist - verstanden? :-)
Ich zeig's dir nochmal genau in meinem Video:
Ein typisches Merkmal für den Ackerschachtelhalm ist auch der Standort. Wie der Name schon sagt, findest du ihn an Böschungen, Ackerrändern, auch Straßenrändern, kiesigen Böden, oft an Bahndämmen und ähnlichen Plätzen. Hier ist der Boden meist trocken, gerne sucht er sich Standorte in der Sonne oder auch im Halbschatten.
Für den Sumpfschachtelhalm sind eher nasse Wiesen und schattige Orte typisch - das lässt sich auch über den Namen herleiten. Es gibt aber tatsächlich Wiesen oder Waldränder, wo sich beide Arten nebeneinander wunderbar wohl fühlen. Da musst du dir dann absolut sicher in der Bestimmung sein. Wähle also lieber einen vom Standort schon eindeutigen Platz aus.
Inhaltsstoffe des Ackerschachtelhalms
Der wohl bemerkenswerteste Inhaltsstoff des Ackerschachtelhalms ist die Kieselsäure. Kieselsäure fungiert als Strukturelement und gibt uns Halt - dem Körper sowie dem Gemüt.
Für Haut, Haare, Nägel, auch Knochen und Knorpel ist die Kieselsäure von Bedeutung. In vielen Kosmetikprodukten finden wir bezogen auf Kieselsäure den Hinweis, dass wir wertvolle Unterstützung erhalten, wenn es um gesunde Haut, Haare, Nägel usw. geht.
Wichtige Mineralien sind ebenfalls Bestandteil des Ackerschachtelhalms. Kalium, Eisen und Magnesium benötigt unser Körper für viele Prozesse. Kalium regt die Nierentätigkeit an, ist also harntreibend.
Ackerschachtelhalm ist eine sog. Einschläuserpflanze. Sie hat einen starken Magnesiumbezug. Das heißt, dass Magnesium vom Körper besser aufgenommen werden kann.
Ackerschachtelhalm - wie du ihn verwenden kannst
Das Zinnkraut gehört nicht wirklich zu den Wildkräutern, die wir als Würzkraut in der Küche verwenden. Wie schon erwähnt, hat es eine recht "robuste" Oberfläche. Diese bleibt auch durch den Kochvorgang erhalten, was in den Gerichten nicht unbedingt erwünscht ist. Für einen Tee ist das Kraut jedoch sehr gut geeignet.
Meine Erfahrungen basieren vorwiegend auf äußere Anwendungen, in Form von Tee als Umschlag, Salbe oder Massageöl.
Ackerschachtelhalm Tee
Dass Teekochen nicht immer ganz einfach ist, zeigt die Zubereitung von diesem Tee. Wenn du den Tee der Kieselsäure wegen zubereitest, musst du dafür ein paar Dinge beachten.
Es braucht etwas Zeit, bis die Kieselsäure aus dem Kraut gelöst ist. Du hast nun 3 verschiedene Möglichkeiten (du kannst frisches oder getrocknetes Kraut verwenden):
Über Nacht in kaltes Wasser einweichen und am nächsten Tag trinken. Diese Methode nennt sich Kaltauszug (Mazerat) und es wird sich nur ein Teil der Kieselsäure lösen
30 Minuten kochen, anschließend trinken. Das nennt sich Abkochung (Dekokt). Auch hier geht man davon aus, dass nicht alles gelöst ist.
Das Beste ist, du wendest beide Methoden zusammen an. Über Nacht einweichen, dann bis zu 30 Minuten köcheln, verwenden. Diese Mischmethode nennt sich Mazerationsdekokt.
Dosierung des Tee's:
1 EL Kraut für 150 ml Wasser
Stell dir also vorher immer die Frage, welche Stoffe du aus deinem Kraut lösen willst. Bei ganz zarten Pflanzen wie z. B. der Malve hat man eine ganz andere Voraussetzung.
Du kannst den Tee nun trinken, um die Harnwege zu durchspülen oder als Therapiebegleitung bei Rheuma / Gicht. Aber, ganz wichtig: UNBEDINGT mit dem Arzt klären, bitte keine Eigenbehandlung.
Ackerschachtelhalm Tee äußerliche Anwendungen:
Bereite einen Tee nach der Methode des Mazerationsdekokt zu.
Du kannst ihn nun wie folgt verwenden:
Umschläge zur Wundpflege
Spülung der Haare (ins gewaschene, noch feuchte Haar geben, einwirken lassen, spülen)
ins Badewasser geben, gut für das Bindegewebe
Umschläge speziell an Stellen von schwachem Bindegewebe
Auflage bei schlaffer Haut
Nägel darin baden, am Besten in Tee pur
zur Mundpflege gurgeln
Ackerschachtelhalm als Massageöl:
Dafür bereitest du einen Ölauszug vor.
Du kannst dazu einen Öl-Warmauszug oder Öl-Kaltauszug ansetzen:
Öl-Warmauszug:
Fülle ein sterilisiertes, hitzebeständiges Glas mit 1 Hand voll zerkleinertem Zinnkraut / Ackerschachtelhalm und übergieße es mit gutem Öl. Geeignet ist Olivenöl, Jojobaöl oder ein hochwertiges Öl deiner Wahl. Lasse das Glas nun im Wasserbad bei einer Temperatur von max. 50 Grad mindestens 1 Stunde ziehen. Ich lasse es gerne mehrere Stunden im warmen Wasserbad stehen. Anschließend durch einen Filter (Teefilter oder Kaffeefilter funktioniert sehr gut) abseihen und in ein sterilisiertes Glas geben. Als Massageöl zur Schönheitspflege super geeignet. Alle Stellen gut massieren, an denen du dein Bindegewebe mit Kieselsäure und Massage verwöhnen willst.
Öl-Kaltauszug:
Hier füllst du ebenso ein Glas mit Schraubdeckel gut zur Hälfte mit zerkleinertem Ackerschachtelhalm. Füllst es mit Öl, so dass alles gut bedeckt ist. Das Glas verschließen, bis zu 4 Wochen an ein helles Fenster stellen. Täglich das Glas leicht schwenken, aber nicht schütteln. Nach der Ziehzeit das Öl wie oben beschrieben abfiltern. Es fließt leichter durch einen Filter, wenn du es etwas erwärmst.
Abfüllen und gut verschlossen aufbewahren.
Salbe mit Ackerschachtelhalm:
Du bereitest einen Ölauszug wie oben beschrieben vor.
50 ml Ölauszug im Wasserbad erwärmen
5 - 7 gr Bienenwachs bio im Öl schmelzen
wahlweise 3 - 5 Tropfen ätherische Öle zugeben
(ich habe mich für Orange und Zimt entschieden)
in Salbentiegel abfüllen, fest werden lassen, dann verschließen und kühl aufbewahren.
Tinktur aus Ackerschachtelhalm
Eine weitere Möglichkeit, das Zinnkraut / den Ackerschachtelhalm zu verarbeiten ist, eine Tinktur anzusetzen.
Du gibst wieder das zerkleinerte Kraut in ein sterilisiertes, verschließbares Glas. Diesmal benötigst du Alkohol, mindestens 40 % Vol. Ich habe 50 % Vol. gewählt, da das Kraut sehr hart ist und der Auszug intensiver werden kann.
Fülle das Glas nun mit Alkohol und achte darauf, dass alles gut bedeckt ist. Glas verschließen und im warmen, hellen Zimmer mind. 3 Wochen stehen lassen. Auch hier gilt wieder, täglich etwas schwenken, aber nicht schütteln. Nach den 3 Wochen durch einen Filter abseihen, in dunkle Flaschen (am besten Tropfflaschen) füllen und kühl und dunkel aufbewahren.
Innerlich und äußerlich verwendbar.
Disclaimer:
Ich distanziere mich von jeglichen Heilaussagen oder Heilwirkungen. Alle Aussagen, die hier getroffen wurden, dienen der allgemeinen Information zur Pflanze. Die genannten Aussagen beruhen auf Erfahrungen und Überlieferungen. Ein Heilversprechen zu geben, ist nicht gewollt und wäre auch nicht seriös. Es ist mir ein Anliegen, aufzuzeigen, in welcher Art und Weise man die vorgestellten Pflanzen in die Ernährung integrieren kann. Es wird keine Empfehlung zur Behandlung von Krankheiten gegeben. Bitte in jedem Krankheitsfall einen Arzt aufsuchen.
Danke sehr für die wertvolle Erklärung zum Ackerschachtelhalm.